Nach 10 Jahren Fis-Rennen hatte ich mich letzten Frühling entschieden auf die Langdistanz Serie «Ski Classic» zu wechseln. Gründe für den Wechsel gab es einige, aber vor allem wollte ich auch nochmals etwas Neues probieren, nämlich Rennen, die von 30-90 km Länge in der klassischen Technik gelaufen werden. Die Ski Classic Serie ist mittlerweile so professionell und stark besetzt, dass man auch von einem Langdistanz Weltcup sprechen kann. Die Profis absolvieren die Rennen fast ausschliesslich in der Doppelstocktechnik, da es gemessen auf die Distanz eher wenige Höhenmeter zu bewältigen gibt, verglichen mit den «normalen» Fis-Rennen.
Ein Unterschied zum «normalen» Weltcup ist, dass es private Teams gibt, wie im Radsport auch. D.h. es geht nicht über den nationalen Verband, sondern man muss als Athlet/in Unterschlupf in einem der Teams finden. Ich bin im Team BSV IBEX, wo wir bei den Männern vier Bünder Langläufer und bei den Frauen je eine Bündnerin, Australierin und Amerikanerin sind.
Bei den Männern sind die Startfelder jeweils recht gross, pro Rennen machen meistens ca. 110 Pro-Athleten mit. Bei den Ski Classic Rennen sammeln die ersten 60 Athleten/innen jeweils Punkte für die Einzelwertung als auch für die Teamwertung, bei der jeweils die zwei besten Frauen und Männer des Teams zählen. Das coole ist, das nebst den Pro- Athleten, die Rennen offen sind für jedermann. D.h. die Amateure starten je nach Rennen einige Minuten hinter uns oder teilweise gleichzeitig, direkt hinter dem Pro-Feld. So können sich auch jene Läufer direkt mit uns messen, auf der exakt gleichen Strecke.
Obwohl die Rennen recht lange sind, muss man schon vom ersten Meter an bereit sein und schauen, dass man den Kontakt zur Spitzengruppe nicht verliert. Da ich erst seit dieser Saison teilnehme, muss ich noch ganz hinten starten, da ich noch kaum Ranking Punkte habe.
Es zählen 14 Rennen innerhalb von 2 Jahren. Ins Ziel laufen lohnt sich auf jeden Fall, denn auch dann gibt es noch Ranking Punkte. Wenn man so weit hinten startet, ist es häufig schwierig, um schnell nach vorne zu kommen und so kann es vorkommen, dass die Spitzengruppe bereits weg ist.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Verpflegung. Dies bedeutet im Vorfeld, nebst der Skipräparation, den grössten Aufwand. So muss man genügend Gels, Sportgetränke, kleine Flaschen, Trinkgurte und sonst noch alles, was man braucht, dabei haben. Am Morgen vor dem Rennen wird dann alles für den Wettkampf bereit gemacht. Zudem muss man auch schauen, dass man die Tage vor dem Rennen schon ein sogenanntes Carboloading macht, wo es darum geht, dass die Energiespeicher möglichst voll sind. Ich habe festgestellt, dass es enorm wichtig ist, dass man während dem Rennen immer wieder ein wenig Sportgetränk trinkt und alle paar Kilometer auch noch ein Gel nimmt, ansonsten fällt man sehr schnell in ein energetisches Loch, und im schlimmsten Fall verkrampfen sich dann auch noch die Muskeln. Wenn das der Fall ist, schafft man es während dem Rennen kaum mehr sich zu erholen. Zudem braucht man dann auch nach dem Rennen deutlich länger, bis man sich wieder erholt hat, was dann auch für die kommenden Rennen nachteilig sein kann. Und da wir bei diesen Rennen alles im Doppelstockschub, mit Skatingskis an den Füssen, absolvieren, gibt es bei Krämpfen oder Ermüdung einzelner Körperpartien auch keine grosse alternative Fortbewegungsmethode. Bei einem Skating Rennen beispielsweise könnte man dann ein bisschen mehr aus den Beinen arbeiten, wenn jetzt die Arme kaputt sind, oder vom asymmetrisch links auf asymmetrisch rechts wechseln um die Muskeln leicht anders zu beanspruche. Aber beim Doppelstock muss man einfach weiterstossen.
Für mich brachte dieser Wechsel ganz viele neue, spannende Erfahrungen mit sich. Nun merke ich auch, dass es mir von Rennen zu Rennen besser geht, da ich aus Fehlern lernen konnte. Momentan laufe ich so zwischen Rang 40 und 50. Ganz cool wäre es, wenn ich es in dieser Saison auch noch in die Top 40 schaffen würde. Auf jeden Fall war dieser Wechsel für mich die richtige Entscheidung und es macht auch richtig spass.